Generation Touch – Tablets erobern Kinderzimmer und Schulen

medien impuls am 13. Juni 2012

Auf Videoplattformen ist vielfach zu bestaunen, wie selbst kleine Kinder intuitiv mit Smartphones oder Tablets umgehen und dabei die Steuerung durch Berührung und Bewegungen sofort begreifen. Die neue Generation der mobilen Geräte hat also bereits die jüngsten Mitglieder unserer Gesellschaft erreicht. Unsere Welt ist eine digitalisierte Welt – Kinder könnten über Tablets schon frühzeitig wertvolle Medienkompetenz erlangen.

Die Initiative D21 bescheinigt in einer Studie zur mobilen Internetnutzung, dass schon knapp 24% der Bevölkerung ein Smartphone und trotz relativ kurzem Vorhandensein auf dem deutschen Markt bereits 5% ein Tablet besitzen – mit deutlichem Trend nach oben. Doch sollten Drei- oder Vierjährige wirklich schon Tablets nutzen? Und wenn ja, als Spielzeug, als Lerninstrument oder beides?

Mittlerweile sind viele Programme für mobile Endgeräte auf die Zielgruppe Kinder ausgerichtet. Oft stecken hinter diesen Programmen komplizierte Bezahlmodelle. Aber sollte man der Adressierung sehr junger Zielgruppen nicht besonders skeptisch gegenüberstehen? Lassen wir unsere Kinder nicht sowieso schon viel zu früh auf die völlig mediatisierte Umwelt los und berauben sie damit der Möglichkeit, sich in frühen Entwicklungsphasen ohne die Hilfe der Medien zu sozialisieren? Oder ist es etwa so, dass Kinder nicht früh genug anfangen können den Umgang mit neuen Medien zu lernen? Welche Anforderungen müssen Programme erfüllen, um geeignet zu sein? Der erste Impulsvortrag dieser medien impuls-Tagung beschäftigte sich mit diesen Fragen.

Experten sehen die Zukunft der Tablets v.a. auch im schulischen Umfeld. Die Untergruppe Medienkompetenz der Enquete-Kommission für Internet und Digitale Gesellschaft fordert in ihrem Abschlussbericht, jedes Schulkind mit einem mobilen Computer auszustatten. Dem gegenüber stehen stetig gekürzte Budgets im Bildungsbereich und die Frage der Finanzierungsbereitschaft durch Länder, Kommunen oder gar der Eltern, um jedes einzelne Schulkind zu versorgen. Die Realität in Deutschland ist jedoch, dass in vielen Schulen die sog. digitale Revolution noch nicht angekommen ist. Auch die D21-Bildungsstudie "Digitale Medien in der Schule" bestätigt diese Vermutung, indem sie konstatiert, dass zwar rund 90% der Schulen über Computer verfügen, dass dabei jedoch nur in 7,5% der Schulen tatsächlich jedem Schüler ein eigener PC, ein Notebook oder Netbook zusteht. Deutschlandweit gibt es bereits einige Pilotprojekte, die den Tablet-Einsatz im Unterricht testen. Eines dieser Projekte wurde auf der Tagung vorgestellt.

Die Bereitstellung der Hardware ist jedoch nur der erste Schritt. Die nächste Frage wird sein, wie zukünftige Lernkonzepte aussehen könnten. Zur didacta 2012 wurde eine gemeinsame Plattform "Digitale Schulbücher" von verschiedenen Unternehmen gestartet, die online für Schüler und Lehrer digitale Schulbücher der verschiedenen Verlage anbietet. Auch dieses Projekt stand im Fokus der Tagung am 13. Juni 2012.

Begrüßung

Otto Vollmers ist seit Oktober 2011 Geschäftsführer der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V. (FSM). Er studierte Rechtswissenschaften in Marburg, Paris und Wellington. Nach der Beschäftigung als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Marburg absolvierte er das Rechtsreferendariat in Berlin. Von 2006 bis 2011 war er als juristischer Referent der FSM für Fragen des Jugendmedienschutzes tätig.

Faszination Tablets

Teil 1: Kindgerechte Apps und Bezahlmodelle
Teil 2: Projektvorstellung: Schulischer Einsatz von Tablets

Luise Ludwig ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der AG Medienpädagogik am Institut für Erziehungswissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Sie lehrt dort seit 2010 im Bereich Allgemeine Pädagogik, Medienpädagogik und Schulpädagogik. Zuvor war sie Geschäftsführerin des 22. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE), der 2010 in Mainz stattfand. Ihre Forschungsinteressen liegen im Bereich Implementation und Einsatz digitaler Medien in Lehr- Lern-Prozessen (Dissertationsprojekt), Medien- und Informationskompetenz sowie Open Educational Resources (OER). Luise Ludwig ist Mitglied der OHU Digitale Integration und Medienkompetenz des Internet&GesellschaftCo:llaboratory sowie assoziiertes Mitglied der Sektion Medienpädagogik der DGfE und der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft e.V. (GMW).

Digitale Schulbücher – Einsatz von E-Books im Unterricht

Gunter Becker ist Key Account Manager beim Cornelsen Verlag. Er studierte Soziologie, Politikwissenschaften, Amerikanistik und Pädagogik in Mannheim und Frankfurt a. M. Nach einer Anstellung als Medienassistent bei der Bremischen Landesmedienanstalt wechselte er 1991 in das Verlagswesen und arbeitet u.a. für Tagesspiegel online und die Lernland GmbH. Seit 1999 ist Becker beim Cornelsen Verlag.

Tablets und digitale Schulbücher. Wie sieht der Unterricht von morgen aus?

Gespräch mit Dr. M. Kaden (Ministerium für Bildung, Jugend und Sport Brandenburg), O. Kleinschmidt (Initiative D21/Intel GmbH), I. Rausch-Jarolimek (Geschäftsführerin fragFINN, Moderation),  L. Ludwig (Universität Mainz), G. Becker (Cornelsen Schulverlage) (v.l.n.r.) 

Die Veranstaltungsreihe medien impuls findet in Kooperation mit der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM) statt.