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Mächtige Bilder, ohnmächtige Ethik? Der verantwortbare Umgang mit Filmen und Fotografien

medien impuls am 7. Dezember 2017

Bilder erwecken von allen medialen Darstellungsformen am ehesten den Eindruck, die Wirklichkeit so abzubilden, wie sie ist. Dass der gesprochenen und geschriebenen Sprache nicht zu trauen ist und durch sie die Wirklichkeit teils absichtlich, teils irrtümlich auf den Kopf gestellt werden kann, ist allein schon deshalb einleuchtend, weil wohl jeder selbst einmal irgendwann die Unwahrheit gesagt hat. Bilder hingegen erzeugen den Eindruck, als fange die Kamera Menschen oder Ereignisse so ein, wie sie tatsächlich sind.
So werden in der Öffentlichkeit oft kontrovers diskutierte Bilder präsentiert, die Fragen aufwerfen, was ethisch vertretbar ist. Was darf man (nicht) zeigen? Was sollte man zeigen? Welche Erwartungen werden an Kameraleute, Fotografen oder Redaktionen von Zeitschriften und Fernsehsendern gestellt, die bei der Herstellung, Auswahl und Verbreitung von Bildern erfüllt werden sollten?

medien impuls gab einen Überblick über das relativ junge Fach der visuellen Kommunikationsforschung und die Herausforderungen, die ihm in Zeiten zunehmender Allgegenwart von medialen Bildern gestellt werden. Die Tagung ordnete die Produktion, Rezeption und Wirkung von Bildern ethisch ein, beleuchtete ihre Emotionalisierungsstrategien und ging u.a. der Frage nach, welche Medienkompetenzen für den Umgang mit Bildern und deren Kontexten erforderlich sind. Darüber hinaus wurden anhand konkreter Beispiele zusammen mit dem Publikum Kriterien für eine verantwortbare Einschätzung diskutiert und entwickelt.

Dieser medien impuls ist in Kooperation mit der DGPuK-Fachgruppe „Visuelle Kommunikation“ entstanden, deren Fachgruppentreffen zeigen I andeuten I verstecken – Visuelle Kommunikation zwischen Ethik und Provokation am 8. und 9. Dezember in Berlin stattfand. 

Begrüßung und Einstimmung

Prof. Joachim von Gottberg ist Geschäftsführer der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF). Nach seinem Studium der Germanistik und Theologie (Lehramt) baute er in Hannover die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen auf und beschäftigte sich neben Suchtprävention und Jugendkriminalität mit der Wirkung von Medien. Ab 1985 war er als Ländervertreter bei der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) tätig, bis er 1994 die Geschäftsführung der FSF übernahm. Er ist Chefredakteur der Fachzeitschrift tv diskurs, Honorarprofessor für das Fach Medienethik/ Medienpädagogik an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF in Potsdam-Babelsberg und Vertretungsprofessur im Fachbereich Medien- und Kommunikations-wissenschaften an der der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Hosam Katan studiert Fotojournalismus an der University of Applied Sciences and Arts in Hannover. Er begann 2012 für das Aleppo Media Center als Fotojournalist zu arbeiten und begleitete zwischen 2013 und 2015  u.a. für Reuters den Konflikt in Aleppo als freier Fotograf. Seine Bilder wurden in zahlreichen internationalen Magazinen veröffentlicht. Katan gewann mit seinen Bildern u.a. den Ian Parry Special Award, den Andrei Stenin International Press Photo Contest, den IAFOR Documentary Photography Award und den Nannen Preis. Außerdem war Katan für den Bayeux-Calvados Award für Kriegsreporter nominiert und ist in der engeren Auswahl für den Meitar Photo Award 2017.

Mitschnitt bei YouTube

Bilder und ihre Wahrnehmung

Dr. Klaus Sachs-Hombach ist Professor für Medienwissenschaft mit dem Schwerpunkt Medieninnovation/Medienwandel an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Er studierte Philosophie, Psychologie und Germanistik an der Universität Münster. Zu seinen Forschungsschwerpunkten und zentralen Themengebieten gehören die Bild-, Zeichen-, Medien- und Kommunikationstheorien in historischer und systematischer Ausrichtung, zudem die Bereiche der Ästhetik und Kulturtheorie sowie die philosophischen Probleme der Psychologie, Psychologiegeschichte und Kognitionswissenschaft. Hieraus erwuchs neuerdings ein Interesse an ästhetischen und ethischen Problemen des Medienwandels und der modernen Bildkultur.

Vortrag bei YouTube

Grenzwertig. Bilder aus ethischer Perspektive

Dr. Christian Schicha ist Professor für Medienethik am Institut für Theater- und Medienwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Er studierte Kommunikationswissenschaft, Germanistik und Philosophie an der Universität Essen, wo er auch promovierte. Schicha ist u.a. Vorstandssprecher des Institutes für Informations- und Kommunikationsökologie e.V., Verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift für Kommunikationsökologie, Mitglied der Fachgruppen Kommunikations- und Medienethik und Visuelle Kommunikation bei der DGPuK und Berater der Fachzeitschrift Medien und Kommunikationswissenschaft. Seine Forschungsinteressen liegen u.a. in der Ethik der PR und Werbung sowie der Politischen Kommunikation.

Vortrag bei YouTube

In Szene setzen: Emotionalisierungsstrategien und ihre Wirkungen

Johannes Böhning ist stellvertretender N24 Chefredakteur und Redaktionsleiter für Bewegtbild bei Welt N24. Er studierte Soziologie, Politik und VWL in Bamberg, Paris und München. Anschließend besuchte er die Deutsche Journalistenschule in München und war bei RTL in der Bonner Parlamentsredaktion für das RTL Nachtjournal. 1999 wechselte er zu ProSieben, um bei der Gründung des neuen Nachrichtensenders dabei zu sein. Er hat die gesamte Entwicklung von N24 als Redakteur, Reporter, CvD (Chef vom Dienst), Redaktionsleiter und Mitglied der Chefredaktion begleitet und zahlreiche Großereignisse verantwortet und geleitet.

Dr. Frank Schwab ist Professor für Medienpsychologie am Institut für Mensch-Computer-Medien der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Nach seinem Studium der Psychologie in Saarbrücken arbeitete er in der Klinischen Psychologie, in der Medien- und Organisationspsychologie sowie am Medienpsychologischen Forschungsinstitut Saarland (mefis). Seine Forschungsschwerpunkte sind Evolutions- und emotionspsychologische Aspekte der Massen- und Individualmedien wie u.a. die Film und Bewegtbildkommunikation (Schwerpunkt: Kino und Digitales Bewegtbild) sowie die Psychologischen Mechanismen der Medienselektion und Mediennutzung (Schwerpunkt  Bio-psychologische Grundlagen von Mediennutzungsmotiven).

Ethische Grenzen

Diskussion anhand von Beispielen mit Prof. Dr. Katharina Lobinger (Università della Svizzera italiana Lugano), Joachim Herrmann (Thomson Reuters Deutschland) und PD Dr. Arnd Pollmann

Dr. Katharina Lobinger ist Assistenzprofessorin für Online Communication an der Università della Svizzera italiana in Lugano. Sie studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und Italienisch in Wien. 2010 folgte die Promotion im Bereich der Visuellen Kommunikationsforschung. Sie arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für historische Publizistik, Kommunikations- und Medienwissenschaft (IPKM) und am Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung (ZeMKI) der Universität Bremen. Seit 2016 ist Lobinger Sprecherin der Fachgruppe Visuelle Kommunikation der DGPuK. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Visuelle Kommunikationsforschung, Multimodalität, Online Kommunikation und Mediatisierungsforschung.

Joachim Herrmann ist Fotograf und seit 1990 leitender Bildredakteur bei Thomson Reuters Deutschland.

Dr. Arnd Pollmann lehrt und forscht im Bereich der Praktischen Philosophie, insbesondere der Menschenrechte, der Sozialphilosophie, der Ethik und der Moralphilosophie. Er ist Privatdozent am Institut für Philosophie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Pollmann ist u.a. Mitherausgeber des philosophischen Online-Magazins www.slippery-slopes.de. Seine Artikel und Beiträge können auf seiner Webseite a-pollmann.de abgerufen werden.

Tagungsmoderation

Shanli Anwar hat Kommunikations- und Medienwissenschaften in Duisburg, Hannover und im Kalifornischen San José studiert. Seit zehn Jahren arbeitet die Kölner Iranerin im WDR Hörfunk, hat dort 2012 volontiert und anschließend auch für das WDR Fernsehen gearbeitet. Aktuell moderiert sie im Radiosender Deutschlandfunk Nova und ist parallel Redakteurin im WDR Sender COSMO. Anwar arbeitet u.a.  zu den Themen Politik, Migration und Feminismus.

 

Die Veranstaltungsreihe medien impuls findet in Kooperation mit der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM) statt. Dieser medien impuls wurde außerdem in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft veranstaltet

 

Hinweis

Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass Sie sich mit Ihrer Teilnahme an der Tagung einverstanden erklären, im Rahmen der Berichterstattung über die Veranstaltung auf Fotos und Videomaterial zu erscheinen.

Alle Fotos © sh/fsf | per Klick vergrößerbar.