Mordsmäßig stark

Die Thrillerserie „Sweetpea“

Susanne Bergmann
SWEETPEA (© Belladonna Films Limited 2024)
Sweetpea
GB 2024Drama
Anbieter
MagentaTV
Zu sehen
ab 16.05.2025

Die britische Serie Sweetpea erzählt die Geschichte der Hauptfigur Rhiannon Lewis mit viel schwarzem Humor in sechs Episoden. Rhiannon wurde in der Schule gemobbt und wird als junge Frau konstant übersehen und verkannt. Die erwartete Beförderung gibt es nicht, ihr Schwarm ignoriert sie, ihr geliebter Vater stirbt, ihr Hund wird überfahren und ihre Halbschwester will das Haus verkaufen, in dem Rhiannon wohnt – ausgerechnet an Julia, eine erfolgreiche Maklerin, die Rhiannon das Leben schon zu Schulzeiten zur Hölle machte.

Trailer Sweetpea (Filmtoast Trailer, 15.05.2025)


Nach einem missglückten Abend in einer Bar hockt Rhiannon am Kai, als ein angetrunkener Mann sie übersieht und anpinkelt. Spontan zückt sie das Messer ihres Vaters und tötet den Mann mit 14 Messerstichen. Diesen Mord erlebt sie als Befreiung und Mittel der Selbstbehauptung, was wegen der Zartheit der rehäugigen, gänzlich harmlos wirkenden Rhiannon gleichzeitig schockierend und komisch ist. Beim zweiten Mord sucht sie ihr Opfer gezielt aus und landet einen Treffer: Der Kerl hatte nichts anderes verdient als den Tod. Nun traut sie sich auch an Julia heran und lockt sie in eine Falle. Zwar ist Polizistin Marina ihr schon auf den Fersen, doch Marina wird ebenso übersehen und unterschätzt wie Rhiannon und niemand traut ihrer Intuition. Rhiannon kommt davon und beginnt ein neues Leben. Doch der Traum vom Glück zerplatzt.

 

Freigegeben ab 16 Jahren | ab 22 Uhr
 

 

Mit der jungen, problembeladenen Protagonistin Rhiannon bietet die Serie eine starke Identifikationsfigur für Jugendliche. Auch Rhiannons Verletztheit ist für diese Altersgruppe besonders gut nachfühlbar. In der ersten Episode geht es lange und lustig zugespitzt um die Opferperspektive der übersehenen, gedemütigten jungen Frau. Dann begeht sie einen bestialischen Mord und genießt das Gefühl der Macht – und das Publikum wechselt unverhofft in die blutige Täterperspektive. Für Jugendliche unter 16 Jahren bewertete der FSF-Prüfausschuss die Gewaltbilder als zu drastisch und unerwartet. Kritisch sah er auch, dass die Morde helfen, Einsamkeit und Verkanntsein zu kompensieren und irgendwie Spaß zu machen scheinen. Ihre Mordslust wird Rhiannon am Ende der Serie zwar zum Verhängnis. Insofern bietet sich das comichaft überzogene, detailliert dargestellte Abschlachten von Menschen letztendlich nicht als Konfliktlösung an. Doch bis dahin haben die Selbstjustiz und die Gewaltexzesse etwas Befreiendes, und es bedarf einer gewissen Medienerfahrung, um den tiefschwarzen Humor richtig einzuordnen. Das traute der FSF-Prüfausschuss erst ab 16-Jährigen zu.

Über die Autorin:

Nach dem Studium an der Hochschule der Künste in Berlin arbeitete Susanne Bergmann viele Jahre als Medienpädagogin, u. a. im Jugendfilmstudio Berlin. Als freie Autorin schreibt sie seit 1994 für den Kinderfunk. Außerdem ist sie Prüferin bei der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF), Jurorin beim Aki-Audiosiegel und ehrenamtliche Richterin am Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen.

Bitte beachten Sie:

Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Medieninhalt nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigende Wirkung hat.

Weiterlesen:   Sendezeiten und Altersfreigaben

 

Hinweis:

Pay-TV-Anbieter oder Streamingdienste können eine Jugendschutzsperre aktivieren, die von den Zuschauerinnen und Zuschauern mit der Eingabe einer Jugendschutz-PIN freigeschaltet werden muss. In dem Fall gelten nicht die üblichen Sendezeitbeschränkungen und Schnittauflagen. Weitere Informationen zu Vorschriften und Anforderungen an digitale Vorsperren als Alternative zur Vergabe von Sendezeitbeschränkungen sind im Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (§ 5 Abs. 3 Nr. 1; § 9 Abs. 2 JMStV) sowie in der Jugendschutzsatzung der Landesmedienanstalten (§ 2 bis § 5 JSS) zu finden.

Weiterlesen:   Jugendschutz bei Streamingdiensten