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Wolfgang Schweiger:

Öffentlichkeit und öffentliche Meinung im Wandel

In: tv diskurs. Verantwortung in audiovisuellen Medien, 23. Jg., 3/2019 (Ausgabe 89), S. 12-15

In demokratischen Gesellschaften gilt die Öffentlichkeit als der Raum, in dem Bürgerinnen und Bürger sowie gesellschaftliche Akteure politische Probleme und Konflikte diskutieren. Der öffentliche Diskurs beeinflusst und legitimiert – neben freien Wahlen – die Entscheidungen demokratischer Institutionen. Mit dieser Vorstellung prägt Jürgen Habermas (1962) unser Verständnis von politischer Öffentlichkeit bis heute. Er betrachtet eine ideale Öffentlichkeit als offenen Diskurs zu gesellschaftsrelevanten Themen, an dem sich alle interessierten und informierten Bürgerinnen und Bürger ohne Standes- und Machtunterschiede beteiligen können. In einer argumentativ-rationalen, höflichen bzw. gewaltfreien, verständigungsorientierten und wahrheitsgemäßen Diskussion tauschen sie ihre Forderungen und Argumente aus. Das meiste Gehör finden nicht die Lautesten, sondern die besten Argumente. Auf diese Weise kommt eine „diskursgestählte“ öffentliche Meinung zustande, die im Idealfall eine konsentierte Problemlösung ermöglicht – meist als Kompromiss – oder zumindest einen begründeten Dissens feststellt.

  • Wolfgang Schweiger (Foto: privat)

    Dr. Wolfgang Schweiger ist Professor für Onlinekommunikation an der Universität Hohenheim in Stuttgart.

 

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