Demokratie, Krieg und Medien
Zum Verhältnis von demokratischer Kontrolle, militärischer Logik und Pressefreiheit
Medien gelten in Demokratien seit langem als die "vierte Macht". Politik ist heute kaum noch denkbar ohne sie. Doch während sich die medialen Inszenierungen des gesellschaftlichen und politischen Lebens in Demokratien normalerweise zwischen wohlfeilen Präsentationen und mehr oder weniger heftiger Kritik bewegen, gelten im Krieg besondere Regeln. Was im Frieden nützlich erscheint, erweist sich in Kriegszeiten oft als kontraproduktiv; es könnte "dem Feind" dienen. Medien geraten deshalb im Krieg immer wieder in die Gefahr, als Propagandainstrumente missbraucht zu werden.
Aber auch in Friedenszeiten hat die mediale Inszenierung von Krieg und Gewalt eine zentrale Bedeutung - sei es, dass im Kontext der Vergangenheitsbewältigung um die "historische Wahrheit" gestritten wird, sei es, dass sich die Kriegsberichterstattung auf der Grenze zwischen Dokumentation und "Kriegsverherrlichung" bewegt. In der Bandbreite journalistischer, dokumentarischer und fiktionaler Produktionen spiegeln sich in Kriegs- wie in Friedenszeiten ganz unterschiedliche Motive von Medien, Politikern und Militärs wider. Die demokratische Vielfalt dieser Motive bringt es mit sich, dass in jedem Krieg, in den Demokratien verwickelt werden, stets erneut darüber diskutiert werden muss, welche Rolle die Medien dabei spielen (sollten). Situationen, in denen Journalisten ihr Leben riskieren oder gar verlieren, weil sie die Medienindustrie live und exklusiv von den Kriegsfronten dieser Welt bedienen wollen (und müssen), lassen sich oft nur schwer mit Forderungen nach Rationalität oder Humanität verbinden.
Wie können sich Journalismus, Dokumentation und fiktionale Produktion im Spannungsfeld von demokratisch organisierten Gesellschaften einerseits und Kriegsgeschehen, das allein von militärischer Logik bestimmt wird, andererseits verortet werden? Wie nah oder wie weit entfernt muss Journalismus von Kriegsschauplätzen berichten, wie "richtig" oder wie "falsch" dürfen Reportagen oder Dokumentationen sein? Wem dienen Medien mit dem Thema "Krieg" in einer Demokratie und wem sollten sie dienen? Auf diese und andere Fragen sollten auf der Konferenz Antworten gefunden werden.
Konferenz der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (Frankfurt), der FSF (Berlin) in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" (Potsdam-Babelsberg) und unter der Schirmherrschaft der Deutschen UNESCO-Kommission aus Anlass des Internationalen Tages der Pressefreiheit. Die Veranstaltung fand am 3. Mai 2002 in der Hessischen Landesvertretung in Berlin statt.
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