Das (all)tägliche Gespräch. Talkshows in der Diskussion
Der hohen Akzeptanz von Talkshows beim Publikum stehen zahlreiche Kritiker entgegen, die in einigen Themen der Sendungen Tabubrüche sehen. Die FSF hat die Daily Talks über einen längeren Zeitraum beobachtet. Eine Prüfung vor der Ausstrahlung ist angesichts der hohen Zahl der Sendungen und dem kurzen Zeitraum zwischen Produktion und Ausstrahlung bis auf Einzelfälle nicht möglich – abgesehen davon, dass der überwiegende Teil der Talkshows für den Jugendschutz nicht relevant ist.
Dies bestätigt auch eine von der FSF in Auftrag gegebene Studie von Dr. Lothar Mikos, Medienwissenschaftler an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg. Eine Prüfung aller Daily Talks in einem Zeitraum von drei Monaten im Herbst 1997 ergab ein ähnliches Bild: Das Thema Sex stand mit 7% im Durchschnitt an fünfter Stelle, Gewalt wurde im Untersuchungszeitraum gar nicht behandelt. Allerdings gab es in der Masse an Sendungen auch einige, die sich an der Grenze des gesetzlich Erlaubten bewegten oder diese sogar überschritten.
Ziel der FSF war es immer, durch Gespräche mit den Redaktionen auf Problemfälle hinzuweisen und diese zu diskutieren. Der VPRT hat deshalb in Zusammenarbeit mit der FSF Verhaltensgrundsätze für Talkshows erarbeitet, die im Sommer 1998 vorgelegt wurden. Darin wurden gemeinsam entwickelte Standards formuliert, die zum Teil über Fragen des Jugendschutzes hinausgingen und als Grundlage für die Produktion künftiger Talkshows dienen sollten.
Anhand der bis Oktober 1998 beobachteten Sendungen wurden auf dieser Tagung Grenzfälle, aber auch gelungene Beiträge vorgeführt und zur Diskussion gestellt. Ziel war es, zwischen Jugendschutz, Politik und den Programmverantwortlichen einen fruchtbaren Diskurs voranzubringen und einen Konsens darüber zu entwickeln, wie kontinuierlich an einer Umsetzung der Verhaltensgrundsätze gearbeitet werden könnte. Darüber hinaus wurde der aktuelle Stand der Forschung über die Rezeption von Daily Talks vorgestellt.
Die Tagung fand in Zusammenarbeit mit dem Verband Privater Rundfunk- und Telekommunikation (VPRT) e.V. am 27. Oktober 1998 in Wiesbaden statt.
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