
Rhetorik der Rache
Vergeltung in den Medien
medien impuls am 26. November 2025, 14–17 Uhr, kuratiert von der FSF
Rache ist ein universales Gefühl – mal schmerzhaft privat, mal spektakulär inszeniert. In Filmen, Serien und sozialen Medien begegnet uns die Fantasie der Vergeltung in vielfältigen Formen: als moralisches Dilemma, als kathartisches Drama oder als unterhaltendes Spektakel. Diese Darstellungen sind jedoch mehr als bloße Unterhaltung – sie prägen, wie wir Rache wahrnehmen, bewerten und gesellschaftlich einordnen.
medien impuls beleuchtet, welche Narrative und ästhetischen Formen dabei eine Rolle spielen, wie sich Darstellungen im Laufe der Zeit verändern und welche Bedeutung Rachegeschichten für das gesellschaftliche Miteinander haben.
Ein Schwerpunkt der Tagung liegt auf den emotionalen Beweggründen, die Vergeltungsgeschichten antreiben. Wut und Zorn gehören zu den grundlegenden Gefühlen, die Racheimpulse nähren und erlebtes Unrecht in den Wunsch nach Ausgleich übersetzen. Auch die Sensibilität für Ungerechtigkeit prägt solche Motive – sie spiegelt unseren Wunsch nach Gerechtigkeit und moralischer Ordnung wider.
Zugleich rücken Entwicklungen wie Cybermobbing, sogenannte Rachepornos oder digitale Aggression neue Formen von Vergeltung ins Blickfeld. Sie zeigen, wie Emotionen sich im digitalen Raum verstärken und in Handlungen umschlagen können, die persönliche und gesellschaftliche Grenzen berühren. Diese Phänomene machen deutlich, dass Rache längst Teil einer vernetzten Alltagskultur geworden ist, in der Verantwortung und Öffentlichkeit neu verhandelt werden.
Besonderes Augenmerk gilt der Perspektive von Kindern und Jugendlichen, die Rachemotiven schon früh in Geschichten, Spielen und Onlineformaten begegnen. Zudem eröffnen soziale Medien neue Räume, in denen Rache nicht nur erzählt, sondern auch unmittelbar ausagiert werden kann – mit weitreichenden kulturellen und gesellschaftlichen Folgen.
Zeit also, über die kulturelle Bedeutung von Rache zwischen Popkultur, Politik und gesellschaftlicher Verantwortung zu diskutieren.
Programm
Moderation: Vera Linß
| 14.00 Uhr | BEGRÜẞUNG Claudia Mikat (FSF e.V.) |
TEIL I: ZUM PHÄNOMEN RACHE | |
| 14.05 Uhr | IMPULS Rache Dr. Fabian Bernhardt (FU Berlin) |
| 14.35 Uhr | GESPRÄCH Psychologische Ursachen von Rache Prof. i. R. Dr. Manfred Schmitt | RPTU Kaiserslautern-Landau |
| 15.00 Uhr | PAUSE |
TEIL II: RHETORIK DER RACHE IN DEN MEDIEN | |
| 15.30 Uhr | IMPULS Rache und Verantwortung. Perspektiven des Jugendmedienschutzes Claudia Mikat (FSF e.V.) und Martin Drechsler (FSM e.V.) |
| 16.00 Uhr | GESPRÄCH Rebecca Richter (RICHTER legal) |
| 17.00 Uhr | GoodbyeIMBISS |
Gastgebende
Claudia Mikat
Claudia Mikat ist Geschäftsführerin der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF e.V.).
Sie studierte Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Medienpädagogik, arbeitete in der Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbildung und übernahm verschiedene Lehraufträge für Medienpädagogik und Jugendschutz.
Von 1994 bis 2001 leitete Claudia Mikat die FSF-Geschäftsstelle und war Redaktionsmitglied der von der FSF herausgegebenen Fachzeitschrift mediendiskurs (bis Mai 2022 tv diskurs). Bis 2018 verantwortete sie als Vorsitzende der Prüfausschüsse die Programmprüfungen der FSF und war Prüferin für die Filmwirtschaft bei der FSK. Sie veröffentlicht regelmäßig Beiträge zum Jugendmedienschutz und zur Prüfpraxis der FSF.
Martin Drechsler
Martin Drechsler ist seit 2016 Geschäftsführer der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM e. V.). Er studierte Rechtswissenschaften in Berlin und Hagen. Nach dem Referendariat war er als Rechtsanwalt in Berlin tätig.
Bei der FSM ist er seit 2008 zuständig für rechtliche und technische Fragen des Jugendmedienschutzes. Er berät die FSM-Mitglieder bei der Kennzeichnung von Medieninhalten und der Gestaltung von Jugendschutzsystemen. Martin Drechsler koordiniert die internationale Vernetzung der FSM und hält Vorträge zum Jugendschutz und Medienrecht. Er vertritt die FSM im Global Online Safety Regulators Network und in der Special Group on the EU Code of Conduct on Age-appropriate Design. Martin Drechsler ist seit 2016 Mitglied des Vorstands von Deutschland sicher im Netz (DsiN).
Gäste
Dr. Fabian Bernhardt
Dr. Fabian Bernhardt studierte Philosophie, Ethnologie und Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft. Er promovierte am Philosophischen Institut der Freien Universität Berlin, wo er zurzeit am Sonderforschungsbereich „Affective Societies“ forscht. Bernhardt ist Autor des Buches Rache. Über einen blinden Fleck der Moderne
Rebecca Richter
Rebecca Richter ist Rechtsanwältin und Gründerin der Kanzlei RICHTER Legal, mit einem besonderen Fokus auf Frauen und die queere Community, insbesondere in Fällen von sexualisierter Gewalt und #MeToo. Sie verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Antidiskriminierungsrecht, Gendergerechtigkeit sowie in der rechtlichen Bewertung komplexer Fragestellungen zu künstlicher Intelligenz. Aktuell beschäftigt sie sich u. a. mit dem Thema digitale Bloßstellung, einschließlich Revenge Porn und Cybermobbing.
Prof. i. R. Dr. Manfred Schmitt
Prof. i. R. Dr. Manfred Schmitt studierte Psychologie, Pädagogik und Humanentwicklung in Trier und an der Pennsylvania-State-University. Er promovierte und habilitierte im Fach Psychologie und war anschließend als Hochschullehrer tätig, zuletzt an der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau.
Schmitts Forschungsschwerpunkte liegen u. a. bei den Themen Soziale Gerechtigkeit, Sensibilität für Ungerechtigkeit und Emotionen.
Prof. Dr. Marcus Stiglegger
Prof. Dr. Marcus Stiglegger ist Filmwissenschaftler aus Mainz. Er vertritt aktuell die Professur für Medienkulturwissenschaft an der Universität Freiburg und forscht zu Fragen der Medienethik in der Filmrezeption. Außerdem ist er Vorsitzender der Film- und Medienbewertung Wiesbaden, Kinokulturberater der Stadt Mainz sowie u. a. Mitglied der Gesellschaft für Medienwissenschaft.
Marcus Stiglegger studierte Ethnologie, Film- und Theaterwissenschaft in Mainz, promovierte zum Thema Geschichte, Film und Mythos (SadicoNazista. Geschichte – Film – Mythos) und habilitierte zur Seduktionstheorie des Films (Ritual & Verführung).
Prof. Dr. Ruth Wendt
Prof. Dr. Ruth Wendt ist Professorin für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sie verfasste Ihre Promotion zum Thema: Täter im Internet: Eine Analyse individueller und struktureller Erklärungsfaktoren von Cybermobbing im Schulkontext.
Ihre Forschungsschwerpunkte sind Medienkompetenz, ‑nutzung und ‑wirkung sowie Mediensozialisation und ‑erziehung. Ein weiteres Forschungsthema Wendts sind sogenannte sexuelle Mikroaggressionen, etwa in den Kommentarleisten zu Posts von Influencerinnen.
Hinweis:
Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass Sie sich mit Ihrer Teilnahme an der Tagung einverstanden erklären, im Rahmen der Berichterstattung über die Veranstaltung auf Fotos und Videomaterial zu erscheinen.
Kuratiert von:

