Von der Realität überholt – Jugendschutz und Medienbildung abgehängt?

medien impuls am 7. Mai 2015

Die Medien beschleunigen unsere Wahrnehmung der Realität. Die meisten Menschen sind ständig online und verlassen sich bei fast allen Aspekten des Privaten und des Beruflichen auf Technik. Fernsehserien werden von Jugendlichen in bester Qualität mit Vorliebe im Netz angesehen. Das Smartphone verbindet mobiles Telefonieren mit Flatrates für das Netz, Apps bieten Filme, Spiele, Mediatheken der Fernsehsender, Kontoführung, Informationen und Buchungen für Bus, Bahn, Flüge, Hotels und Freizeiteinrichtungen. Auf Musikportalen bekommt man für weniger als 10 € monatlich fast unbegrenzten Zugang zu jedem Musiktitel und zahlreichen Hörbüchern.Durch Podcasts kommen selbst die Liebhaber anspruchsvoller Informationen und Diskussionen aus Wissenschaft, Philosophie oder Kultur auf ihre Kosten.

In dieser Vielfalt finden die Nutzer allerdings manchmal vor lauter Wald die Bäume nicht. Die Menge digitaler Angebote, die Kontakte über soziale Netzwerke und die unüberschaubaren Verweise auf reale Ereignisse und Unterhaltungsangebote können eine Überflutung mit Reizen und Informationen bedeuten. Die digitale Revolution beschleunigt unser Leben, so dass wir nie das Gefühl haben, wenigstens einen Bruchteil der relevanten Angebote nutzen zu können. Die Menschen müssen sich und ihre Mediennutzung an diese Entwicklung anpassen.

Was bedeutet diese Gewöhnung an immer schnellere und umfangreichere Angebote? Können sich Kinder und Jugendliche in dieser digitalen Flut souverän orientieren oder benötigen sie gerade jetzt Unterstützung durch Medienbildung und Jugendschutz? Der medien impuls am 7. Mai 2015 beschäftigte sich mit der Frage, ob es angesichts dieser medialen Nutzungsszenarien in Zukunft neue und ganz andere Aufgaben für Selbstkontrollen, Aufsicht und Medienpädagogik geben sollte und wie sie aussehen könnten.

Begrüßung

Otto Vollmers ist seit Oktober 2011 Geschäftsführer der Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V. (FSM). Er studierte Rechtswissenschaften in Marburg, Paris und Wellington. Nach der Beschäftigung als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Marburg absolvierte er das Rechtsreferendariat in Berlin. Von 2006 bis 2011 war Otto Vollmers als juristischer Referent der FSM für Fragen des Jugendmedienschutzes tätig.

Digitale Welten 2015. Nutzungsszenarien im Medienwandel

Wolfgang Macht gehört als Mitbegründer (1996) heute zum Vorstand der Netzpiloten AG, einer internationalen Unternehmensgruppe rund um das Thema Online-Publishing und -Marketing. Nach dem Studium (Geschichte, Literaturwissenschaft und Jura) arbeitete er als Redakteur und freier Autor bei verschiedenen Tages- und Wochenzeitungen (u.a. Süddeutsche Zeitung, Die Woche). Er entwickelte für den Verlag Gruner & Jahr eine deutsche Ausgabe des US-Magazins Wired und war Chefredakteur des Online-Magazins boo.com. Seit Januar 2002 ist Wolfgang Macht ehrenamtlicher Vorstand bei politik-digital e.V., einer Nichtregierungsorganisation für politische Kommunikation im Internet.

Medienbildung und Jugendschutz: überflüssig oder wichtiger denn je?

Sebastian Gutknecht ist Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz in Nordrhein-Westfalen. Er studierte Rechtswissenschaften an der Universität zu Köln und war als Jurist tätig.

Andreas Büsch ist Professor für Medienpädagogik und Kommunikationswissenschaft an der Katholischen Hochschule Mainz. Er studierte Theologie und Pädagogik in Bonn und war danach zwölf Jahre lang auf Bundesebene im Bereich kirchlicher Jugendarbeit tätig. Seit 2012 leitet er die Clearingstelle Medienkompetenz der Deutschen Bischofskonferenz an der KH Mainz. Er ist Berater der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz und im Auftrag der Katholischen Kirche Prüfer bei der FSK.

Konzepte für die Zukunft. Jugendliche Mediennutzung sinnvoll begleiten

Podiumsdiskussion mit (v.l.n.r.) Fabian Nolte (dailyknoedel), Franziska von Kempis (MESH Collective), Otto Vollmers (FSM), Lars Gräßer (Grimme Institut)

Moderation: Miriam Janke 

Lars Gräßer ist Projektleiter beim Grimme-Institut. Er studierte Kommunikationswissenschaft, Politologie und Philosophie an der Universität Essen. 2002 kam er zum Europäischen Zentrum für Medienkompetenz (ecmc), das 2010 mit dem Grimme-Institut fusionierte. Hier war er zunächst im Bereich Medienbildung/Medienkompetenz aktiv, 2014 sind der Grimme Online Award sowie die Grimme-Akademie als Betätigungsfelder hinzugekommen. Gräßer ist Mitglied in der Fachkommission „Prävention, Aufklärung, Meldemöglichkeiten“ des Zentrums für Kinderschutz im Internet (I-KiZ).

Franziska von Kempis ist Online-Redakteurin bei MESH Collective, einer Non-Profit-Initiative der Robert Bosch Stiftung und dem UFA Lab Berlin. Dort betreut und produziert sie YouTube- und Social-Media-Formate. Sie studierte Geschichte in Wien und München und arbeitete danach als freie Autorin bei verschiedenen TV-Formaten und Online-Redaktionen (Galileo, Sueddeutsche Online, Episode Eleven).

Fabian Nolte alias dailyknoedel interessiert sich für YouTube seit er 12 Jahre alt ist. Seit dieser Zeit bastelt er an seiner Webvideokarriere. Ziemlich erfolgreich! 2013 wurde er YouTube-Kanzler und erhielt den Webvideopreis in der Kategorie "Newbie". Mit seinem Abitur 2014 haben sich seine Aufgaben rund um das Thema Internet erweitert. So ist er wöchentlich mit der Videokolumne Fabian hat da mal ’ne Frage und in unregelmäßigen Abständen mit der wochenwebschau bei Radio Bremen zu hören und online zu sehen. Außerdem moderiert er die Netzprediger.

Miriam Janke ist studierte Kulturwissenschaftlerin und gelernte Journalistin. Sie konzipiert und moderiert Veranstaltungen auf Deutsch, Englisch und Spanisch. Außerdem coacht und trainiert sie Menschen, die reden, schreiben und in der Öffentlichkeit auftreten.

Die Veranstaltungsreihe medien impuls findet in Kooperation mit der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM) statt.