Mediales Erzählen und die Wahrheit
medien impuls am 17. November 2021, kuratiert von der FSF
„Mein Haus, mein Boot, meine Wahrheit ...“ so oder so ähnlich könnte ein Werbeslogan aus alten Tagen heute lauten.
Neue mediale Formen wie Dokutainment- und Infotainmentformate verknüpfen gekonnt Realitätsbezüge mit fiktionalen Erzählstilen, sodass es zunehmend schwieriger wird, das eine vom anderen klar zu unterscheiden. Dies geschieht basierend auf der Reduktion gesellschaftlicher Komplexität, um dadurch Orientierung zu bieten und die individuelle Zufriedenheit zu erhöhen. Erzählungen über Realitäten werden so zwangsläufig vereinfacht. Auch Clickbaits können nur funktionieren, Fake News und Verschwörungserzählungen nur deshalb so starke Verbreitung finden, weil sich Menschen dem zuwenden, was sie für glaubwürdig halten und was ihre Sicht auf die Welt unterstützt. Wo liegt die Grenze zwischen Vereinfachung und unzulässiger Verwässerung der Wahrheit? Wann geht Vertrauen in Erzähltes verloren, und was passiert, wenn nicht mehr zählt, was wahr und valide ist? Und wie groß ist die Gefahr für die Demokratie, wenn eine Gesellschaft sich nicht mehr auf eine gemeinsame Wahrheit einigen kann? Der medien impuls widmete sich diesen Fragen und erörterte, welche Rolle die Medien spielen und spielen sollten, um Wahrheiten zu vermitteln und welche Kompetenzen heute benötigt werden, um Informationen und mediale Erzählungen wahrzunehmen und einzuordnen.
Aufzeichnung der Veranstaltung
Diskussionsgäste
Prof. Dr. Markus Appel
Markus Appel (Dr. phil., Universität zu Köln) ist Psychologe und Medienforscher. Er hat den Lehrstuhl für Kommunikationspsychologie und neue Medien an der Uni Würzburg inne. Er beschäftigt sich u.a. mit den Auswirkungen klassischer und digitaler Medien auf das Weltbild der Nutzerinnen und Nutzer. Seine Arbeiten zu dem Themengebiet sind in führenden internationalen Fachzeitschriften erschienen. Im letzten Jahr hat er den Band Die Psychologie des Postfaktischen: Über Fake News, „Lügenpresse", Clickbait & Co. veröffentlicht.
David Assmann
David Assmann ist freier Filmkritiker, Filmemacher und Filmwissenschaftler. Er ist Mitglied des Auswahlgremiums von Berlinale Generation, der Jury für den Kinder & Jugend Grimme-Preis und seit 2018 Prüfer bei der FSF.
Prof. Dr. Bernhard Kleeberg
Dr. Bernhard Kleeberg ist Professor für Wissenschaftsgeschichte an der Universität Erfurt und Sprecher der Forschungsgruppe „Praxeologien der Wahrheit“.
Prof. Dr. Jürgen Nielsen-Sikora
Dr. Jürgen Nielsen-Sikora ist seit 2018 Apl. Prof. für Bildungsphilosophie an der Universität Siegen. Dort leitet er das Hans Jonas Institut und ist zugleich Vorsitzender des Hans Jonas-Zentrums (ehemals FU Berlin). Er studierte Philosophie, Pädagogik und Psychologie an der Universität zu Köln. Aktuell arbeitet er an einem Band mit dem Titel Wem folgen? Über Wandel, Sinn und Aktualität von Vorbildern (gem. mit André Schütte).
Dr. Petra Sandhagen
Dr. Petra Sandhagen ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Psychologie der Universität Hildesheim.
Mderation: Vera Linß
Vera Linß ist Medienjournalistin beim Deutschlandradio und beim ARD-Hörfunk und schreibt für die Fachpresse. Seit 2007 moderiert sie die Sendung Breitband – Medien und digitale Kultur im Deutschlandfunk Kultur, die sie auch redaktionell mitverantwortet. Außerdem moderiert sie Veranstaltungen und rezensiert regelmäßig Mediensachbücher im Deutschlandradio Kultur.
Eindrücke von der Veranstaltung
Fotos: © sh/fsf (per Klick vergrößerbar)