Zur Unterhaltung: Mord! Warum Verbrechen uns faszinieren

medien impuls am 1. Dezember 2022

Schilderungen von Verbrechen fanden schon immer großen Anklang in der Gesellschaft. Früher wurden die Geschichten in Form von Flugblättern, Magazinen und Büchern verbreitet, heute finden sie auf allen Kanälen statt. Ob in Printmedien oder Podcasts, in Spielfilmen oder Dokumentationen, in Doku-Soaps oder im Reality‑TV: Geschichten von kriminellen Taten, ihren Hintergründen und ihrer Aufklärung haben große Anziehungskraft.

Insbesondere das True-Crime-Genre erfreut sich derzeit großer Beliebtheit: Geschichten von realen Verbrechen, vor allem von Tötungsdelikten, die für das Publikum möglichst spannend und unterhaltsam aufbereitet werden. Dabei verschwimmt nicht selten die Grenze zwischen Fakt und Fiktion, zwischen Information und Unterhaltung. Durch die Vielzahl an neuen Formaten hat sich das Genre inhaltlich und ästhetisch immer weiter ausdifferenziert.

Die medien impuls-Veranstaltung widmete sich dieser Genrevielfalt, zeigte Rezeptionsmotive auf und fragte, wie Kinder und Jugendliche mit medialen Darstellungen von Verbrechen umgehen.
 

Die Sendung wurde von ALEX Berlin aufgezeichnet und kann auf dem YouTube-Kanal der FSF angesehen werden.

 

 

Tagungsmoderation

Jenni Zylka

 

Jenni Zylka ist freie Autorin, Moderatorin, Filmkuratorin, Journalismusdozentin und Geheimagentin. Sie arbeitet für Radio, Print- und Onlinemedien, u. a. Spiegel Online, „taz“, „Tagesspiegel“, „Rolling Stone“, WDR, RBB, Deutschlandradio, Berlinale, Filmfest Emden, Filmfest Dresden und Akademie für Mode und Design. Sie veröffentlichte bei Rowohlt und Suhrkamp.

 

Teil I: FASZINATION VERBRECHEN


 

Begrüßung und Einstimmung

Claudia Mikat und Martin Drechsler

 

Claudia Mikat ist Geschäftsführerin der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF). Sie studierte Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Medienpädagogik, arbeitete in der Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbildung und übernahm verschiedene Lehraufträge für Medienpädagogik und Jugendschutz. Von 1994 bis 2001 leitete Claudia Mikat die FSF-Geschäftsstelle und war Redaktionsmitglied der von der FSF herausgegebenen Fachzeitschrift mediendiskurs (bis Mai 2022 tv diskurs). Bis 2018 verantwortete sie als Vorsitzende der Prüfausschüsse die Programmprüfungen der FSF und war Prüferin für die Filmwirtschaft bei der FSK. Sie veröffentlicht regelmäßig Beiträge zum Jugendmedienschutz und zur Prüfpraxis der FSF.
 

Martin Drechsler ist Geschäftsführer der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM). Er absolvierte ein Studium der Rechtswissenschaften in Berlin und Hagen. Nach dem Referendariat war er als Rechtsanwalt in Berlin tätig. Bei der FSM ist er seit 2008 zuständig für rechtliche und technische Fragen des Jugendmedienschutzes und u. a. verantwortlich für das Altersklassifizierungssystem, die Beratung der FSM-Mitglieder bei der Kennzeichnung von Webinhalten, die internationale Vernetzung sowie Vorträge über Jugendschutz und Medienrecht.

 

Faszination Verbrechen

Dr. Johanna Börsting (Hochschule Ruhr West)

 

Dr. Johanna Börsting absolvierte ihr Masterstudium im Fachbereich der angewandten Kognitions- und Medienwissenschaft mit dem Schwerpunkt Psychologie an der Universität Duisburg-Essen. Anschließend arbeitete sie am Lehrstuhl „Sozialpsychologie: Medien- und Kommunikation“ als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin im DFG-geförderten Graduiertenkolleg „User-Centred Social Media“. Im Anschluss war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin und PostDoc im Fachgebiet Medienpsychologie an der Universität Hohenheim beschäftigt und erforschte den Bereich der sozialen Medien aus medienpsychologischer Perspektive. Seit Dezember 2021 ist Dr. Johanna Börsting an der Hochschule Ruhr West am Institut Informatik als Lehrkraft für besondere Aufgaben tätig.

 

Geschichten über das Verbrechen produzieren

Jenni Zylka im Gespräch mit Kerstin Ramcke (Nordfilm/Studio Hamburg Production Group)

 

Kerstin Ramcke arbeitete nach dem Studium der Germanistik, Theaterwissenschaften und Ameri­kanistik in Hamburg und Wien: ab 1989 als Dramaturgin am Hamburger Ernst-Deutsch-Theater, seit 1993 als Producerin und Produzentin bei der Studio Hamburg Produktion GmbH. Aktuell ist sie Geschäftsführerin und Produzentin der Nordfilm/Studio Hamburg Production Group. Kerstin Ramcke betreute bisher u. a. über 80 Tatort-Folgen für den NDR (Hamburg, Kiel und Niedersachsen). Sie ist Creative Producer der Kinofilme Gloomy Sunday – ein Lied von Liebe und Tod (1999) und Rosenstraße (2003) von Margarethe von Trotta sowie Produzentin von Bille Augusts Nachtzug nach Lissabon (2013) und Co-Produzentin von Die Pfefferkörner und der Schatz der Tiefsee (2021). Im Fernsehspielbereich ist sie neben Tatort-Produktionen verantwortlich für Serien wie Der Tatortreiniger oder Großstadtrevier (Auswahl) sowie zuletzt für die RTL- Produktion Das weiße Schweigen (2021).

 

Teil II: TRUE CRIME UND DER JUGENDMEDIENSCHUTZ


 

Einführung: Forschungs- und Praxisprojekt „True Crime“

Jenni Zylka und Claudia Mikat

 

True Crime: Bewertungskriterien und Aspekte von Krimikompetenz

Prof. Dr. Jürgen Grimm (Universität Wien)

 

Dr. Jürgen Grimm studierte Germanistik und Politische Wissenschaft an der Universität Mannheim. Von 1992 bis 1994 leitete er das DFG-Forschungsprojekt Medien: Simulation und Wirklichkeit. 1998 folgte die Habilitation in Medien- und Kommunikationswissenschaft zum Thema „Wirkungen von Fernsehgewalt“. Seit Januar 2004 ist er Professor für Kommunikationswissenschaft am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien. Hier betreibt er neben seiner Lehrtätigkeit empirische Forschungen vornehmlich im Umfeld von Medienwirkungen und den daraus ableitbaren Konsequenzen für das Medienhandeln. Außerdem ist er Leiter des Sozialwissenschaftlichen Forums im Methodenzentrum der Universität Wien und Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Medienforschung. Jürgen Grimm ist Verfasser zahlreicher Publikationen, u. a. zu Reality-TV, Talkshows und Nachrichtengewalt sowie zu verschiedenen Themen aus der Medienunterhaltung und ‑information.

 

Geschlechtsspezifische Gewaltdarstellungen im TV

Karin Heisecke (MaLisa Stiftung)

 

Karin Heisecke ist Leiterin der MaLisa Stiftung, die sich für die Beendigung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen, die Überwindung einschränkender Rollenbilder und für gesellschaftliche Vielfalt einsetzt. Der Fokus liegt dabei auf der Repräsentation der Geschlechter in den audiovisuellen Medien und in der Musikbranche. Die Stiftung initiiert Studien, fördert die Vernetzung und Zusammenarbeit relevanter Akteur:innen sowie die Entwicklung und Umsetzung gemeinsamer Lösungsansätze. Als Expertin für Geschlechterfragen, insbesondere die Beendigung von Gewalt gegen Frauen, ist Karin Heisecke zu diesen Themenfeldern seit mehr als zwei Jahrzehnten international und in Deutschland als Politik- und Strategieberaterin und Dozentin tätig.

 

Partizipation im Jugendmedienschutz: ein Werkstattbericht

Achim Lauber (JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis)

 

Achim Lauber studierte Kommunikations- und Medienwissenschaft (Schwerpunkt Medienpädagogik), Soziologie und Erziehungswissenschaften an der Universität Leipzig. Seit 2017 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Forschungsabteilung des JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis; 2020 hat er die Forschungskoordination im Büro Berlin des JFF übernommen. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Online-Kindermedien, Sozialisation in der mediatisierten Gesellschaft, Medienaneignung von Kindern und Jugendlichen, Jugendmedienschutz.

Die Veranstaltungsreihe medien impuls findet in Kooperation mit der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM) statt.