Selbstdarstellung von Kindern und Jugendlichen im Web 2.0. Wie kann eine effektive Regulierung aussehen?

medien impuls am 23. Juni 2009

Während der Jugendmedienschutz bisher Inhalte im Blick hatte, die Anbieter meist aus kommerziellem Interesse zur Verfügung stellen, ergeben sich im Web 2.0 ganz neue Aufgaben: Die Nutzer selbst werden zunehmend zu Anbietern und stellen eigene Inhalte ins Internet. Auch in sozialen Netzwerken, die sich in kurzer Zeit zum Massenphänomen entwickelt haben, steht das Verhalten der Nutzer und die von ihnen generierten Inhalte für den Jugendschutz im Vordergrund. Nach der JIM-Studie 2008 nutzen bereits 57% aller Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren regelmäßig soziale Netzwerke.

In der Öffentlichkeit werden jedoch häufig nur einige wenige Aspekte des vielschichtigen Themas diskutiert. Neben der Problematik des Cybermobbings in sozialen Netzwerken wird vor allem der leichtfertige Umgang von Jugendlichen mit ihren persönlichen Daten kritisiert. Außen vor bleibt in den Betrachtungen, warum Jugendliche sich der Möglichkeiten des Web 2.0 überhaupt bedienen, welchen ihrer Bedürfnisse die dort gebotenen Möglichkeiten der Gestaltung und Selbstdarstellung entsprechen und welche Entwicklungsaufgaben sie auf diese Weise bewältigen.

Auch der Aspekt einer möglichen Selbstkontrolle innerhalb sozialer Netzwerke durch ihre Nutzer wird außer Acht gelassen. Stattdessen werden verstärkt die Anbieter in die Verantwortung genommen.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe medien impuls sollten am 23. Juni 2009 die psychologische und soziologische Relevanz der interaktiven Internetangebote für Jugendliche herausgestellt und die Möglichkeiten ihres Mitwirkens bei der Regulierung innerhalb der Community aufgezeigt werden. Darüber hinaus sollte geklärt werden, ob die bereits bestehenden Selbstregulierungsmaßnahmen ausreichend sind. Es stellte sich u.a. die Frage, ob Jugendliche als aktive, kompetente Nutzer in ihrer Rolle gestärkt und über ihre Eigenverantwortung aufgeklärt werden sollten, die sie beim Einstellen eigener Inhalte und der Nutzung der Vernetzungsmöglichkeiten des Social Web haben, oder ob ein regulierendes Eingreifen seitens der Medienaufsicht notwendig ist.

Begrüßung

Sabine Frank ist Juristin und seit 2001 Geschäftsführerin der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM). Außerdem ist sie zweite Geschäftsführerin des fragFINN e.V., Schatzmeisterin des Vereins Deutschland sicher im Netz und stellvertretendes Mitglied im Kuratorium von Ein Netz für Kinder. Schließlich ist sie Mitglied im Fachbeirat von klicksafe, dem deutschen Knotenpunkt im europäischen Aufklärungsnetzwerk.

Das Ende der Privatheit? Zum Stellenwert von Privatsphäre und Selbstoffenbarung im Social Web

Dipl.-Psych. Leonard Reinecke absolvierte von 2001 bis 2006 ein Studium der Psychologie an der Universität Hamburg. Zurzeit arbeitet er an seiner Promotion zum Thema Erholungspotenzial von Unterhaltungsmedien. Seit April 2009 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Projekt "Sozialisation im Social Web" am Arbeitsbereich Sozialpsychologie der Universität Hamburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind Medienpsychologie, Mediennutzung und Unterhaltungsmedien, Rezeption und Wirkung von Video- und Computerspielen, Mensch-Computer-Interaktion und computervermittelte Kommunikation.

Selbstdarstellungen von Jugendlichen in sozialen Netzwerken. Adoleszenz im Spannungsfeld zwischen Privatheit und neuen Öffentlichkeiten

Niels Brüggen hat Kommunikations- und Medienwissenschaft (Schwerpunkt Medienpädagogik) sowie Informatik und Erziehungswissenschaft an der Universität Leipzig und der Dublin City University studiert. Seit Januar 2007 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis. Seine Forschungsschwerpunkte sind Medienpädagogische Evaluationsforschung, Medienaneignungsforschung (insbesondere mit Jugendlichen in Bezug auf digitalen Medien) und Lernen mit digitalen Medien.

Möglichkeiten und Grenzen der Selbstregulierung in Communities

Dr. Jeffrey Wimmer ist Juniorprofessor am Institut für Medien und Kommunikationswissenschaften (Fachgebiet Virtuelle Welten/Digitale Spiele) der TU Ilmenau. Er studierte Sozialwissenschaften (Allgemeine Soziologie, Organisations- und Entwicklungssoziologie, Arbeits- und Sozialpsychologie und VWL) in Erlangen-Nürnberg und promovierte über Öffentlichkeits- und Gegenöffentlichkeitstheorien.  Sein Forschungs- und Lehrschwerpunkt ist die Soziologie der Medienkommunikation und hier insbesondere digitale Spiele, Öffentlichkeit und Gegenöffentlichkeit sowie internationale und globale Kommunikation.

Die Bedeutung des "mündigen Nutzers" in sozialen Netzwerken. Wo sollte Aufklärungsarbeit ansetzen und was sollte sie leisten können?

Podiumsgespräch mit Nikoai Neufert, Bettina Sieding, Philippe Gröschel, Christiane von Wahlert, Heiko Zysk und Grietje Staffelt.

Nikolai Neufert ist seit 2003 Schulrat in der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Er ist dort als Referent zuständig für den IT-Einsatz im Schulbereich, E-Learning und Medien. 2005 übernahm er die Leitung für die Erarbeitung des "eEducation Berlin Masterplans", den er mit Partnern wie D21, Deutsche Telekom, Lehrmittelverlage Klett und Cornelsen, Cisco, Berliner Volkshochschulen sowie der Stiftung Deutsche Klassenlotterie umsetzt. Bereits zuvor, ab 1997, war er pädagogischer Leiter der Berliner Landesinitiative "CidS! - Computer in die Schulen". 

Bettina Sieding ist Betriebswirtin mit dem Schwerpunkt Datenverarbeitung und Webdesign. Sie ist freiberuflich tätig als Dozentin in der Erwachsenenbildung. Als Autorin und Referentin wirkt sie mit in Projekten zum Thema Sicherheit und Jugendmedienschutz im Internet sowie Medienkompetenzvermittlung für Multiplikatoren. Bettina Sieding führte in Rheinland-Pfalz vom Bildungsministerium organisierte Fortbildungen für Lehrer zum Einsatz des Internauten Medienkoffers durch, den die FSM gemeinsam mit Microsoft Deutschland und dem Deutschen Kinderhilfswerk herausgibt. 

Philippe Gröschel ist Student der Rechtswissenschaften an der Freien Universität Berlin und Jugendschutzbeauftragter bei StudiVZ, dem wohl bekanntesten sozialen Netzwerk unter Jugendlichen in Deutschland. Darüber hinaus ist er am Aufbau von SchülerVZ beteiligt, wo er Jugendschutzmaßnahmen entwickelt, die auf technischen und medienpädagogischen Ansätzen basieren. Seit Oktober 2007 gehört er dem Vorstand der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia (FSM) an.

Heiko Zysk begann nach einem Studium der Publizistik und Nordamerikastudien seine berufliche Laufbahn in der Unternehmenskommunikation von Sat.1 in Berlin. Nach der Fusion zur ProSiebenSat.1 Media AG wechselte er als Referent in den Vorstandsbereich Medienpolitik, mit besonderem Schwerpunkt Neue Medien und Technologien. Als stellvertretender Leiter des Bereichs Medienpolitik vertritt er heute die Belange der ProSiebenSat.1-Gruppe. ProSiebenSat.1 hält u.a. Anteile an dem Social Network www.lokalisten.de. 

Grietje Staffelt ist Diplom-Pädagogin und seit 1995 Mitglied bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Im April 2000 wurde sie Abgeordnete der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Bundestag. Dort war sie zunächst medienpolitische Sprecherin, in ihrer zweiten Legislaturperiode (2002-2005) wurde sie auch Sprecherin der Fraktion für Bildungspolitik. In dieser Legislatur ist sie Obfrau im Unterausschuss Neue Medien und medienpolitische Sprecherin der Fraktion.

 

Die Veranstaltungsreihe medien impuls findet in Kooperation mit der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM) statt.