In der Schublade! Die Verhandlung von Vorurteilen durch die Medien
Sommerforum Medienkompetenz und medius-Preisverleihung am 5. Juni 2014
Sie stecken tief in unserem Unbewussten und werden aktiviert, lange bevor wir nachdenken können: Vorurteile.
Manche sind harmlos, andere diskriminierend, manche haben einen wahren Kern, viele resultieren aus traditioneller Feindschaft. Sie richten sich gegen bestimmte Kulturen, Religionen, Nationalitäten, Hautfarben, Berufe, sexuelle Orientierungen oder einfach Unbekanntes. Vorurteile helfen uns in der Konfrontation mit neuen Situationen. Wir können Risiken gegenüber dem Unbekannten einschätzen und Vertrauen oder Vorsicht, Sympathie oder Ablehnung entwickeln, bevor unser Gehirn überhaupt irgendwelche Fakten einsortiert und ausgewertet hat. Tief in unserem Unbewussten und unseren Gefühlen verankert wirken Vorurteile zuweilen stärker als konkrete, rational begründbare Erfahrungen oder wissenschaftliche Erkenntnisse. Medien können Vorurteile verstärken, aber auch dazu beitragen, sie abzubauen.
Das Verhältnis von Medien und Vorurteilen stand im Mittelpunkt des diesjährigen Sommerforums Medienkompetenz. Die Tagung beschäftigte sich in Vorträgen und praxisnahen Workshops mit der Funktionsweise sowie den Gefahren von Vorurteilen, Stereotypen und Klischees.
Begrüßung
Anka Heinze
mabb
Kleine Einführung in das Schubladendenken. Wie unbewusste Vorurteile und Stereotypen unser Denken und Verhalten bestimmen
Dr. Jens Förster ist Professor für Sozialpsychologie an der Universiteit van Amsterdam und lehrte davor u.a. an den Universitäten Trier, Würzburg und der Jacobs University. Er studierte Germanistik, Linguistische Datenverarbeitung, Philosophie und Psychologie in Trier und Schauspiel/Operngesang in Saarbrücken. Er erhielt zahlreiche Preise, u.a. das Heisenberg-Stipendium der DFG, den Tom Ostrom Residence in Scholar Award, den Charlotte-und-Karl-Bühler-Preis der Deutschen Gesellschaft für Psychologie und den Kurt-Lewin-Award der European Association of Social Psychology. Seine Hauptarbeitsgebiete sind die Sozialpsychologie der Vorurteile, Kreativität, Innovation, Wissensaktivierung, Selbstregulation, Liebe und Motivation. Momentan arbeitet er an einer neuen Theorie der Liebe und an einer umfassenden Theorie über Haben, Tun und Sein.
Workshop A
Klischee als Welt und Vorstellung. Eine praktische Übung zur Bedeutung von Klischees fürs Storytelling
Dr. Werner C. Barg ist Autor, Produzent, Filmjournalist und Regisseur von Film- und Videoproduktionen. Er war fast 20 Jahre in der theoretischen wie praktischen Filmausbildung an deutschen Hochschulen tätig, zuletzt von 1998 bis 2007 Studienleiter der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) – und hat zahlreiche Dokumentationen und mehr als 20 Spielfilme von Absolventen für Kino und TV dramaturgisch und z.T. auch als Koproduzent. Derzeitige Lehraufträge bekleidet er an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf" (HFF) und am Halleschen Institut für Medien (HIM) der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. 2011 gründeten Barg und die Opal Filmproduktion GmbH (Alexander von Hohenthal) gemeinsam die herzfeld productions, um u.a. und insbesondere im Bereich der Produktion von Debütfilmen, besonderen Kino- und Arthousefilmen, aber auch von Dokumentationen und historischen Doku-Drama-Formaten zusammenzuarbeiten.
Lilian Masuhr ist Journalistin für Onlinemedien und Radio in Berlin. Bei den Sozialhelden engagiert sie sich vor allem im Projekt Leidmedien.de und ist dort Projektleiterin, Redakteurin und Social-Media-Managerin. Neben dem Studium der Kulturwissenschaft und Französischen Philologie an der Universität Potsdam hat sie lange bei Fritz, dem Jugendsender vom Rundfunk Berlin-Brandenburg, gearbeitet. Außerdem organisiert sie Medientraining-Workshops und moderiert Podiumsdiskussionen über digitale Kultur und sozialen Journalismus, u.a. für die Berliner Gazette. Auf ihrem eigenen Blog Blue Story sammelt sie seit 2014 Geschichten, die Menschen erst durch Facebook erleben.
Workshop C
Vor-Urteile im TV. Die ambivalente Funktion des Fernsehens bei der Entwicklung von Ressentiments
Claudia Mikat ist seit 2001 die Leiterin der FSF-Programmprüfung und hauptamtliche Vorsitzende in den Prüfausschüssen. Sie studierte Erziehungswissenschaften/Freizeit- und Medienpädagogik an der Universität Göttingen. Danach arbeitete sie als freiberufliche Medienpädagogin, als Dozentin und in der Erwachsenenbildung. Von 1994 bis 2001 leitete sie die Geschäftsstelle der FSF.
Christina Heinen ist seit 2004 hauptamtliche Prüferin bei der FSF. Sie studierte Soziologie und absolvierte ihr Volontariat an der Journalistenschule der Evangelischen Medienakademie in Berlin. Sie arbeitete als freie Journalistin mit den Schwerpunkten Medienthemen, Film- und Fernsehkritik.
Auswertung der Ergebnisse und Gespräch
Gesprächsrunde mit Dr. Werner C. Barg, Lilian Masuhr, Christina Heinen, Prof. Dr. Jens Förster und Prof. Dr. Dorothee Meister (Universität Paderborn)
Moderation: Miriam Janke
Miriam Janke kennt Vorurteile am eigenen Leib, negative wie positive: sie hat drei Jahre in Lateinamerika gelebt und gearbeitet. Mal wurde sie als „fleißige" Deutsche gesehen (Mexiko), mal als „freizügige" Europäerin (Jamaika) oder gar als „eine von uns" (Brasilien). Die studierte Kulturwissenschaftlerin und gelernte Journalistin lebt seit 2005 in – Achtung, Vorurteil! – „arm, aber sexy"-Berlin. Sie moderiert Veranstaltungen auf Deutsch, Englisch und Spanisch, lernt fürs Radio (Rubrik Born to learn bei radioeins) und coacht Menschen, die beruflich und privat ihren eigenen Weg gehen. Fragen, die sie zur Zeit umtreiben: wie man energetisierende Veranstaltungen hinbekommt und wie wir mit Geist und Körper lernen können.
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Preisverleihung
Im Rahmen des Sommerforums wurde der medius 2014 verliehen.