Geschäfte mit der Schattenwelt

Die Dokuserie „Trafficked: Schwarzmärkte hautnah mit Mariana van Zeller“

Lena Wandner
TRAFFICKED: SCHWARZMÄRKTE HAUTNAH MIT MARIANA VAN ZELLER (© National Geographic for Disney)
Trafficked: Schwarzmärkte hautnah mit Mariana van Zeller
Staffel 4USA 2024Dokumentation
Anbieter
National Geographic
Zu sehen
ab 28.08.2024

Los Angeles bei Nacht. Die portugiesische Journalistin Mariana van Zeller wird in Kürze einen Mann treffen, der seinen Lebensunterhalt mit dem Ermorden anderer Menschen verdient. Van Zeller ist angespannt. Wie ist es, einem Auftragsmörder entgegenzutreten? Warum entscheidet sich ein Mensch dazu, diesen Weg zu gehen? Fragen, die die bekannte Journalistin persönlich beantwortet bekommen möchte. Fragen, mit denen sie aufzeigen will, welche verborgenen kriminellen Netze weltweit existieren.

Es ist die Auftaktfolge der vierten Staffel des US-amerikanischen Dokumentarformats, das einen Einblick in weltweit organisierte Schwarzmärkte gewährt. Es geht um Auftragsmorde, sexuelle Online-Erpressung sowie das Geschäft mit illegalen Medikamenten und unerlaubt entnommenen Organen. Dabei gräbt das Format tief, reist von Mexiko über Südafrika bis in die Demokratische Republik Kongo und bietet einen ungeschönten Blick in menschliche und gesellschaftliche Abgründe. Mittendrin: die preisgekrönte Journalistin Mariana van Zeller, deren Ermittlungsarbeit aus nächster Nähe dokumentiert wird.

Das Format möchte verdeutlichen, wie tief verwurzelt illegale Netzwerke weltweit sind, und aufzeigen, wie sie agieren. Dabei spricht van Zeller nicht nur über kriminelle Organisationen und Akteure, sondern vor allem mit ihnen. Neben dem Aufdecken von kriminellen Machenschaften geht es auch immer darum, diese zu ergründen: Wie und warum wird man Teil einer illegalen Maschinerie? Was macht das mit einem Menschen? Der Perspektivwechsel ist wichtig, denn das System, das die Journalistin durchleuchtet, ist hochkomplex und vor allem von wirtschaftlichen Interessen sowie sozialen Problematiken getrieben. So erfährt van Zeller im Gespräch mit mehreren indigenen Wilderern zum Beispiel, dass diese aus ihren ursprünglichen Ländereien vertrieben wurden und gesellschaftlich und politisch geächtet werden. Aufgrund finanzieller Notlagen – so die Wilderer – seien sie auf die Erlöse aus der illegalen Schimpansenjagd angewiesen.
 

Inside the Illegal Ape Trade | Trafficked: Underworlds with Mariana van Zeller (National Geographic, 06.03.2024)


Dennoch – und dies ist ein wichtiger Appell der Serie – gilt es vor allem, Empathie für jene zu schaffen, die ungewollt Teil des Netzwerks wurden. So wie 66 Kinder in Gambia, die aufgrund verunreinigter Medikamente an Malaria und Lungenentzündung sterben mussten, oder der 16-jährige Gavin Guffey, der Opfer sexueller Erpressung via Social Media wurde. All diese Betroffenen bekommen eine Stimme durch Mariana van Zeller, die sich zu jeder Zeit mit ihnen solidarisiert und für den Zuschauenden somit auch immer ein moralisches und soziales Korrektiv bildet.

Die Bilder der Serie sind wirkmächtig. Aufnahmen gefangener Menschenaffen im Kongo, illegal geöffnete Gräber in Mexiko oder auch das Fälschen überlebenswichtiger Medikamente zeigen: Aufklärung und Entsetzen liegen häufig nah beieinander.

Doch genau diese Themen und ihre Darstellung regen zum Nachdenken an. Auch über moralisch-ethische Fragestellungen, wie: Was ist Schuld? Was ist Verantwortung? Und wer trägt Schuld im scheinbar niemals endenden Teufelskreis dieser Netzwerke? Die Serie liefert dabei weder Pauschalantworten noch Lösungen für die kriminellen Systeme. Dennoch gelingt es ihr auf ehrliche und authentische Weise, den kritischen Blick zu schärfen und Sichtbarkeit für die besonders verborgenen Missstände zu schaffen.
 


Freigegeben ab 12 Jahren | ab 20 Uhr
Freigegeben ab 16 Jahren | ab 22 Uhr

 

Das US-amerikanische Dokumentarformat um Mariana van Zeller ist in eine journalistisch-investigative Erzählweise eingebettet, begleitet von vielen Dialogen und ruhigen Erzählpassagen. Daraus ergibt sich ein informativer und aufklärerischer Gesamteindruck. Die durch das Format führende Journalistin bleibt stets sachlich und tritt souverän auf. Zur Verdeutlichung der besprochenen Themen werden teils kurzzeitig erschreckende Szenen und Bilder eingespielt, die jedoch stets in den journalistischen Kontext eingeordnet und zudem durch die empathischen Reaktionen der Journalistin aufgefangen werden. Seelisches Leid von Betroffenen wird thematisiert, jedoch ohne dieses dramatisch oder emotional überfordernd auszuspielen.

Van Zeller benennt an vielen Stellen den Kreislauf der Gewalt, der die illegalen Netzwerke bestimmt. Der Diskurs ist hierbei jedoch durchgehend gewaltkritisch, die Journalistin fungiert auch als moralisch-ethisches Korrektiv. Zudem werden in den Interviews mit den kriminellen Akteuren immer die Abgründe und Teufelskreise ihrer illegalen Machenschaften betont, sodass sich kein Faszinations- oder Nachahmungspotenzial für jüngere Zuschauende entfaltet.

Auch wenn sich das Format nicht direkt an Heranwachsende richtet, so hält es auch für sie wichtige Appelle bereit. Dazu zählen beispielsweise der verantwortungsbewusste Umgang mit eigenen Daten in sozialen Netzwerken oder der Respekt vor Natur und Tieren. Bis auf eine Episode wurden alle von der FSF geprüften Folgen ab 12 Jahren für das Hauptabendprogramm freigegeben. Eine Episode wurde nur unter der Auflage einer Schnittbearbeitung für das Hauptabendprogramm freigegeben und erhielt in der integralen Fassung eine Freigabe für das Spätabendprogramm (ab 22.00 Uhr), verbunden mit einer Altersfreigabe ab 16 Jahren.
 

Über die Autorin:

Bitte beachten Sie:

Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Medieninhalt nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigende Wirkung hat.

Weiterlesen:   Sendezeiten und Altersfreigaben

 

Hinweis:

Pay-TV-Anbieter oder Streamingdienste können eine Jugendschutzsperre aktivieren, die von den Zuschauerinnen und Zuschauern mit der Eingabe einer Jugendschutz-PIN freigeschaltet werden muss. In dem Fall gelten nicht die üblichen Sendezeitbeschränkungen und Schnittauflagen. Weitere Informationen zu Vorschriften und Anforderungen an digitale Vorsperren als Alternative zur Vergabe von Sendezeitbeschränkungen sind im Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (§ 5 Abs. 3 Nr. 1; § 9 Abs. 2 JMStV) sowie in der Jugendschutzsatzung der Landesmedienanstalten (§ 2 bis § 5 JSS) zu finden.

Weiterlesen:   Jugendschutz bei Streamingdiensten