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Warfluencing – Informationsaneignung in Kriegs- und Krisenzeiten

Sommerforum Medienkompetenz 2022 am 24. Juni 2022

Die Informations- und Wissensaneignung junger Menschen hat sich mit der flächendeckenden Verbreitung der Sozialen Medien zunehmend verlagert: Politische Themen allgemein aber auch das aktuelle Kriegsgeschehen in der Ukraine im Speziellen, erleben Nutzer:innen auf diesen Plattformen auch und teilweise wesentlich über persönliche Geschichten in Form von Videos und Bildern. Mit ihnen bildet man sich eine Meinung, organisiert Aktionen und hält sich auf dem Laufenden. Vor allem TikTok hat sich dabei zu einer wichtigen Plattform entwickelt.

Die Grenzen zwischen harmloser Unterhaltung und Nachrichtenkonsum lösen sich hier zunehmend auf. Neben Gesangs- und Schauspieldarbietungen mehr oder weniger Talentierter, berichten junge Menschen in eindrücklichen Bildern und Texten teilweise direkt aus dem Kriegsgebiet. Über die Aufmerksamkeit für die eigene unfassbare Lage hinaus kann so Emotionalität und soziale Nähe hergestellt werden. Für diesen neuen Typus von Social-Media-Nutzer:innen hat sich schnell ein Begriff etabliert: Warfluencer:innen.

Propaganda, Inszenierung und Desinformation sind dabei oftmals nicht weit entfernt – und auf der anderen Seite das Phänomen des Doomscrollings, das den exzessiven Konsum negativer Inhalte beschreibt. Nutzer:innen sehen sich einer Fülle an Informationen gegenüber, die sie kaum noch verarbeiten, einordnen und hinterfragen können.

Wie also können junge Menschen in ihrer politischen Meinungsbildung und Kommunikation zum Krieg in Sozialen Medien begleitet werden? Welche Ansätze sieht hier die Medienpädagogik? Wie können Propaganda und Desinformation dechiffriert werden? Welche Probleme ergeben sich, wenn die Grenzen zwischen Unterhaltung und Nachrichtenkonsum verschwimmen? Emotionalisieren die unmittelbaren Erzählungen der Warfluencer:innen womöglich übermäßig? Können sie gar medial vermittelte Traumatisierungen zur Folge haben?

Wie können auf Seiten der Nutzer:innen lähmende Angst und Ohnmachtsgefühlevermieden, Resilienz aufgebaut werden? Und wie funktionieren die Strukturen für aktivistisches Handeln über Soziale Medien?

Wenn die Grenzen zwischen harmloser Unterhaltung und schonungsloser Kriegsdarstellung in den Sozialen Medien verschwimmen und junge Menschen sich hier „beeinflussen“, statt in den klassischen Nachrichtenmedien informieren zu lassen, fehlt es Ihnen dann an „journalistischen Strukturen“ der Einordnung und Prüfung? Oder ist das eine Frage der Medienkompetenz der jungen Nutzer:innen Sozialer Medien?

Zu Gast waren: Prof. Dr. Marlis Prinzing, Marcus Bösch, Valeria Shashenok, Prof. Dr. Bernhard Pörksen, Katharina Swinka, Lisa Kelp

Die Veranstaltung wurde von ALEX Berlin aufgezeichnet und kann im YouTube-Kanal der FSF angesehen werden.

 

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