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Wissenschaftlicher Nachwuchspreis medius 2021 verliehen

Pressemitteilung vom 10. Juni 2021

Die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen e.V. (FSF), die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur e.V. (GMK), das Deutsche Kinderhilfswerk e.V. (DKHW) und die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) haben heute in Berlin den medius 2021 verliehen. Der Preis ist mit insgesamt 2.500 Euro dotiert und würdigt wissenschaftliche und praxisorientierte Abschlussarbeiten aus dem deutschsprachigen Raum, die sich mit aktuellen, innovativen Aspekten aus dem Medienbereich, der Medienpädagogik und Pädagogik oder Themen des Jugendmedienschutzes auseinandersetzen. In diesem Jahr wurden vier Arbeiten ausgezeichnet, wobei zweimal der 1. Platz und zweimal der 2. Platz vergeben wurde.

Mit dem 1. Platz (dotiert mit 800 Euro) wurde zum einen Meike Cruz Leon für ihre Masterarbeit Eine qualitative Studie über den Einsatz von audiovisuellen Lernangeboten auf dem Tablet zum Erlernen von Gebärden bei Kindern mit kognitiven und kommunikativen Beeinträchtigungen und deren Eltern ausgezeichnet. Die Arbeit, die am Zentrum für Angewandte Spieleforschung der Donau-Universität Krems eingereicht wurde, unterstreicht nicht nur den noch immer vorhandenen erheblichen Forschungsbedarf zum Einsatz von audiovisuellen Angeboten auf dem Tablet zum Erlernen von Gebärden bei Kindern und Eltern. Sie präsentiert auch ein entwicklungsorientiertes und alltagsintegriertes Konzept, das mit der Erstellung von Gebärdenlernvideos auch praktisch umgesetzt wurde. Auf diese Weise leistet die Masterarbeit einen wichtigen Beitrag zur Förderung des medienunterstützten Erwerbs von Gebärdensprachkommunikation.

Ebenfalls mit dem mit 800 Euro dotierten 1. Platz ausgezeichnet wurde die Bachelorarbeit Sex Education 2.0: An Explorative Study on How Queer Young Adults Use the Internet for Information on Sexual Health and Sexuality von Anna Seikel und Antonia Zerres. Die Arbeit, die am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaften der Universität Leipzig eingereicht wurde, fragt nach den Motiven, dem Suchtverhalten und den Effekten der Internetrecherche zu Fragen queerer junger Erwachsener rund um Sexualität und sexuelle Gesundheit. Sie leistet durch eine explorative Befragung in der Zielgruppe einen wichtigen Beitrag dazu, die Forschungslücke zu solchen Onlineangeboten zu schließen und verknüpft dazu versiert Ansätze der Kommunikations- und Medienwissenschaft, der empirischen Bildungsforschung und der Gender Studies. Die Arbeit zeigt, wie wichtig es ist, Nachrichten- und Informationskompetenzen junger Menschen zu stärken, damit die im weitgehend unregulierten Raum des Internets gefundenen Informationen kritisch hinterfragt, überprüft und eingeordnet werden. Vor allem zeigt die Arbeit aber den grundsätzlichen Bedarf für bessere Aufklärungsmaterialen und einen offenen intersektionalen Dialog im Rahmen des Sexualkundeunterrichts auf.

Den ersten von zwei mit jeweils 450 Euro dotierten zweiten Plätzen verlieh die Jury an Julia Nickel für ihre Masterarbeit „Also natürlich wurde ich auch beleidigt“ – (Wert-)Verletzendes Handeln in digitalen Sozialräumen: Eine qualitative Untersuchung der Perspektive Jugendlicher. Die an der Universität Leipzig eingereichte Arbeit beschreibt eindrücklich, wie Kinder und Jugendliche heutzutage digitale Räume für sich nutzen können, und was sie gleichzeitig dabei auszuhalten und zu verarbeiten lernen müssen. 12- und 13-Jährige erzählen in qualitativen Interviews der Arbeit von erlebten oder beobachteten Ausgrenzungen, Beleidigungen oder Vertrauensbrüchen untereinander. Vor einem kinderrechtlichen Hintergrund ist das bedenkenswert, verletzt das doch das Recht von Kindern auf ein gesundes und nicht-diskriminierendes Aufwachsen. Gleichzeitig verdeutlichen die Gespräche, dass die Jugendlichen durchaus auf Bewältigungsstrategien zurückgreifen und von ihren Erfahrungen profitieren, wenn sie über verletzende Verhaltensweisen reflektieren. Die ausführliche Dokumentation des Anschluss- und Bewältigungshandelns bietet eine hervorragende Grundlage, um Jugendliche auf dem Weg zu unbeschwerter Teilhabe im Umgang mit Interaktionsrisiken gezielt zu unterstützen.

Auch die Masterarbeit Herausforderung Medienerziehung – Bedeutung digitaler Medien in der stationären Kinder- und Jugendhilfe von Jennifer Ackermann wurde mit dem 2. Platz und einem Preisgeld von 450 Euro ausgezeichnet. Ausgangspunkt für die im Studiengang Pädagogik und Management in der Sozialen Arbeit an der TH Köln verfasste Arbeit ist der Widerspruch zwischen der Tatsache, dass sich einerseits gerade für Adressatinnen und Adressaten stationärer Erziehungshilfe ein deutlicher Mehrbedarf im Bereich der Ausbildung von Medienkompetenzen ausmachen lässt, da für sie keine angemessene Medienerziehung in der Herkunftsfamilie vorausgesetzt werden darf, und andererseits Medienerziehung in entsprechenden Settings häufig ein vernachlässigtes Thema darstellt. Die Arbeit sucht Hinweise für die Auflösung dieses Widerspruchs zu liefern, indem sie rund 200 Fachkräfte aus Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe in Deutschland zum Thema befragt: Im Fokus stehen eigene Medienkompetenz, medienbezogene Einstellungen sowie Qualifikation und Fortbildungsengagement. Es zeigte sich, dass die Verhandlung medienpädagogischer Inhalte in Aus- und Fortbildung, es den Fachkräften erleichtert, Medienthemen in die Praxis zu integrieren. Die Arbeit liefert somit wichtige Erkenntnisse für die Fachkräfteausbildung.

Die Preisverleihung fand statt im Rahmen des Sommerforums Medienkompetenz 2021 in Berlin.

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Zum medius 2022

Der medius ist ein Preis für innovative, wissenschaftliche und praxisorientierte Abschlussarbeiten, die sich mit aktuellen Aspekten aus dem Medienbereich, der (Medien-)Pädagogik oder Themen des Jugendmedienschutzes beschäftigen. Er wird durch die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen (FSF), die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK), die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) und das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW) vergeben.

Neben einer sinnvollen Theorie-Praxis-Verbindung und der Förderung internationaler Perspektiven war eines der Hauptkriterien für die Auszeichnung stets die Interdisziplinarität.

In unserer inzwischen durch und durch mediatisierten Welt ist es für Fragen der Medienpädagogik und des Jugendmedienschutzes wichtiger denn je, Einflüsse aus anderen Disziplinen aufzugreifen. Neurowissenschaftliche Untersuchungen über Wahrnehmungsprozesse, ethisch-philosophische Überlegungen darüber, was Technik darf und künftig können sollte, oder die soziologische Betrachtung politischen und gesellschaftlichen Handelns in einer vernetzten Welt –  Inhalte, die auf den ersten Blick nicht unmittelbar „medienpädagogisch“ erscheinen, haben durchaus Relevanz für die medienpädagogische Praxis. Sie erweitern den Blick auf die Zielgruppe, beeinflussen die Art und Weise, wie Projekte konzipiert und umgesetzt werden und liefern wichtige Erkenntnisse, um Medieninnovationen und -inhalte einzuordnen.

Vor diesem Hintergrund richtet sich die Ausschreibung des medius ausdrücklich auch an alle fachfremden Disziplinen, die eine Relevanz für Medienpädagogik und Jugendmedienschutz geltend machen können.

Es können Abschlussarbeiten von Universitäten, Fachhochschulen und Hochschulen eingereicht werden, die im Jahr oder im Vorjahr der Ausschreibung abgeschlossen worden sind (i.d.R. Bachelor, Master, Magister, Diplom, Staatsexamen). Vorschlagsberechtigt sind die betreuenden Dozentinnen und Dozenten.

Die Absolventinnen und Absolventen können ihre Arbeit auch selbst einreichen, wenn sie den Nachweis erbringen, dass diese mit „sehr gut“ bewertet worden ist. Eine wiederholte Teilnahme mit derselben Arbeit ist nicht möglich.

Neben den üblichen einzureichenden Unterlagen soll aufgezeigt werden, inwieweit das Thema bzw. die Erkenntnisse der Abschlussarbeit für Fragen der Medienpädagogik oder des Jugendmedienschutzes relevant und ggf. in der Praxis verwertbar sind. Diese Bezüge können in Form eines Textes, einer Projektskizze, einer Präsentation, eines Videos o.ä. dargestellt werden.

Der Preis ist mit 2.500 Euro dotiert. Einsendeschluss ist der 31. Januar 2022. Eingereicht werden können die Bewerbungen bei der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (Kleine Präsidentenstr. 1, 10178 Berlin), vorzugsweise per Mail unter medius@mabb.de.